Keine Amnestie für die Justiz

SAUGT DER JUSTIZ DAS BLUT AUS!

Kaum eine Woche alt, ist der Ruhm des Vampirvollzugskomitees sogar schon bis nach Bayern vorgedrungen. Inder Münchener Abendzeitung vom 25.2.7o leitartikelt ein Karsten Peters über "Vampire" under dem Motto "Blinder Terror".

Die Vampire Groß-Berlins beteuern jedoch feierlich, daß -TM- das Vollzugskomitee noch nie um Hilfe ersucht hat.

K. Peters sieht "blinden" Terror da, wo gezielter Terror ausgeübt worden ist. Wie in der letzten Ausgabe des "Bayern-Front-Berichts" mitgeteilt wurde, hat sich der Vorgang vermutlich wie folgt zugetragen:

Die Genossen der Bayernfront hatten sich zu seim "Gericht der Freien" zusammengesetzt und befunden, daß Amtsgerichtsrat Dr. A. Weitl des Herrschaftsmißbrauchs schuldig zu sprechen sei, somit ein Verbrechen gegen die souveränen Volksrechte vorliegt. Weitl hatte im letzten Jahr den Genossen Günter Maschke zu siebenmonatigem Gefängnis verurteilt, weil dieser sich geweigert hatte, sich von faschistischen Offizieren militärisch ausbilden zu lassen.

Nach eifrigem Studium des Marxismus-Leninismus und der Maotsetung-Ideen, sowie nach eifrigem Studium der deutschen revolutinären Bewegung, haben sich die Bayernfrontgenossen entschlossen, dem Beispiel der spätmittelalterlichen Feme (Gericht der Freien) zu folgen, damals häufig von Bauern zum Schutz gegen obrigkeitliche Willkürmaßnahmen angerufen wurde. Das "Gericht der Freien" übernimmt den Schutz von verfolgten Genossen gegenüber staatlichem Terror.

-TM- erhielt den Auftrag, das Urteil gegen Amtsgerichtsrat Weitl zu vollstrecken.

Wo K. Peters "blinden Terror" gesehen hat, ist in Wirklichkeit staalichem Terror mit gezieltem Gegenterror geantwortet worden. Wenn man der -TM- zwar Terrpr nachsagen kann, so ist er dennoch nicht blind. Blinder Terror wird zur Zeit in Berlin ausgeübt, nicht von den "Vampiren", aber von Seiten der staatlichen Vollzugsorgane. Genossen werden unrechtmäßig verhaftet und unrechtmäßig lange eingebuchtet. Gründe für die Festnahmen werden zumeist frei erfunden: Verdacht des Vergehens gegen das Opiumgesetz, unkorrekte Anmeldung, unrechtmäßiges Aufhalten in Wohnungen, Begünstigung. Die Methoden der Bullen haben sich bei Durchsuchungen, Festnahmen und Verhören dementsprechend ausgerichtet: Haussuchungsbefehle sind nie vorhanden, Haftbefehle auch nicht, Türen werden gewaltsam eingeschlagen, Geld und Eigentum von den Bullen gestohlen, die Kripo-Marke haben sie mit ihren Pistolen vertauscht und Gründe für Durchsuchungen und Festnahmen werden nicht mehr mitgeteilt. Razzien in Kommunen und Lokalitäten wie das "Park" oder die "Teestube" häufen sich. Die Justiz hält mit. Haftbefehle werden immer bedenkenloser erlassen, Haftgründe immer verlogener: Verdunkelungsgefahr, Fluchtgefahr, da nicht angemeldet oder in leicht lösbaren Wohnverhältnissen sich befindend, oder in Anbetracht der hohen Strafe. Alles Gummiparagraphen, die sich bei korrekter Prozeßführung in ein Nichts auflösen würden. Doch wir wissen: Korrekte Prozeßführung wird immer seltener und unsere Verteidigungsmöglichkeiten werden eingeschränkt. "Linke" Anwälte werden oftmals aus nichtigen Gründen von der Verteidigung ausgeschlossen.

Auf diesem Hintergrund wird die Bildung anonymer Volksjustiz (FEME) in Bayern und Berlin verständlich. Von der Konterrevolution in die Illegalität getrieben, bleiben mehr und mehr Genossen keine legalen Kampfmittel mehr übrig. Sie haben keine Wahl.

Die von der Konterrevolution täglich vermehrte "Illegalität" beginnt, sich kollektiv zu wehren, indem sie den Terror gegen die APO und die Subkultur auf die Unterdrücker zurücklenkt.

Wir müssen beginnen, die Dialektik von "Legalität-Illegalität" zu diskutieren. Wir dürfen beispielsweise nicht unsere völlige "Illegalisierung" zulassen. Wir müssen rechtzeitig alle "legalen" Maßnahmen gegen den Vormarsch der Reaktion ausnutzen und alle Kräfte zusammenfassen. Andererseits dürfen wir jedoch auch nicht zurückweichen; wir müssen uns unsere Treffs, Wohnmöglichkeiten und Lebensgewohnheiten erhalten, denn so können wir uns leichter organisieren. Isolation macht schwach. Demonstrationen machen stark. Masse macht stark.

Wir müssen den Genossen Mahler in seinem Kampf gegen Springer und die Justiz unterstützen, denn sein Kampf ist unser Kampf. Wir müssen die Genossen Bernie, Bär, Bommi und Georg in ihrem Kampf unterstützen, denn was ihnen passiert ist, kann jedem von uns passieren.

Wir müssen den Kampf der 'Törner' unterstützen, da jeder Törner ein Haschrebell und somit kriminell ist, denn die 'Haschrebellen' kämpfen für die Revolution und wer Haschrebell ist, bestimmt die Polizei oder die Justiz.

Wer die Strategie der Konterrevolution kennenlernen will, der versuche Georg oder Bommi zu besuchen. Er wird feststellen, daß jeder Linke ein Haschrebell ist, ganz gleich wie er zum Problem 'Haschrauchen' stehen mag. Besucher werden in Moabit nicht vorgelassen unter dem Vorwand, es wird gegen die 'Haschrebellen' ermittelt und der Besucher sei ein Haschrebell.

Wir rufen alle Genossen auf:
Schreibt unseren politischen Gefangenen soviel wie möglich. Vereinigen wir uns im Kampf. Wir müssen verhindern, daß noch mehr Genossen auf unsere Post angewiesen sind. Wir müssen deshalb zur Verteidigung des Genossen Mahler genauso auf die Straßen, wie für die Freilassung der inhaftierten Genossen.

Kampf dem Bullenterror. Kampf der Klassenjustiz.

Freiheit für Pawla, Goerke und Georg.
Freiheit für Bernie, Bär und Bommi.
Freiheit für alle inhaftierten Genossen, Rebellen und Törner.

Mahler freisprechen - Springer verurteilen.

DRACULA - KOMMUNE

Quelle: Der Blues