Nachwort Knastrebellen

Nachwort vom Zentralrat der umherschweifenden Knastrebellen

Als in München der Rechtsreferendar Rolf Pohle wegen schweren Landfriedensbruchs und gemeinschaftlich begangener Nötigung zu fünfzehn Monaten Gefängnis verurteilt worden war, sagte er in einem Interview:

"Was den Knast anbetrifft, müssen wir uns in Zukunft verstärkt den Möglichkeiten der Selbstorganisation zuwenden und die Isolation überwinden."

In einem Brief an die Berliner APO-Zeitung 883 (Nr 34) schreibt ein "Gefangener aus dem Gefängnis Tegel:

"Unter mühsäligen Umständen, die immer wieder von der Anstaltsleitung zerschlagen werden, haben wir hier die ersten Gruppen gebildet."

Was haben wir aus diesen beiden Zitaten zu lernen? Der politisch kriminelle "Rechts"-Referendar und der Kriminele wissen einer so gut wie der andere, daß den Knast nur übersteht, wer ihn, wenn mög1ieh, schon organisiert antritt.

Unsere Gefängnisse funktionieren, indem ein Gefangener vom anderen getrennt wird durch dicke Mauern, durch unterschiedliche Bezahlung, durch Vergünstigungen, und wer denunziert, hat mehr Aussicht auf Begnadigung. Das Mittelalter in Deutschlands Gefängnissen dauert nur deshalb noch an, weil sie von den Gefangenen noch nicht eingerissen wurden, was ihnen ein Leichtes wäre, wie uns die Revolten in Italien bewiesen haben.

Warum kommt es aber nicht dazu? So ein Trottel, der beweisen wollte wie unverbesserlich Kriminelle sind, hat in Gefängnissen eine Befragung gemacht und festgestellt, daß zu Anfang und Ende einer Strafe die Gefangenen wenig oder gar nicht an ihre Schuld glauben, in der Zeit dazwischen aber hielten sie ihre Strafe für gerecht. Wir sagen aber, das ist deshalb so, weil keiner den Knast aushalten kann, ohne an seine Schuld zu glauben.

Das müssen wir ändern.

Wem drohend und nachhaltig eingeredet worden ist, "du darfst nicht stehlen", dem wird man auch glauben machen können, daß er Strafe verdient, wenn er sich in einen Chevrolet setzt, der einem von denen gehört, von denen niemand weiß, womit sie das verdient haben.

Was passiert aber, wenn einer in den Knast kommt, der an eines von Springers Autos Feuer gelegt hat, damit die ganze Ladung voller Lügen niederbrennt? Dem hat man zwar beigebracht, daß man nicht zündeln darf, dem hat man auch beigebracht, daß man sich nicht an anderer Leute Eigentum vergreift; der hat aber gelernt daß man Springers Eigentum nicht nur nehmen, sondern auch anzünden muß, sonst geht's uns nämlich an die Gurgel. Wird dieser kriminelle Brandstifter auch an seine Schuld glauben, wenn er nur lange genug im Knast ist? Vielleicht - aber da tut sich die Justiz schwerer, denn er geht

    1. vorbereitet über alles, was man dort machen kann.

    2. mit allen anderen Landfriedensbrechnern gemeinsam, die sich gemeinsam dem Strafantritt bis dahin entziehen,

in den Knast, erwartet von erfahrenen Kriminellen.

Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was nützt ein Dietrich gegen eine Aktie, wenn hinter ihr die Kanonenrohre stehen?

Quelle: Der Blues